Florian Zeilinger
1Die Briefe, die Ignaz Maria II. von Attems-Heiligenkreuz (1714–1762)1 von den verschiedenen Stationen seiner (Kavaliers-)Tour2 durch Europa an seinen Vater Franz Dismas (1688–1750)3 schrieb, haben schon einen weiten Weg hinter sich. Nun gehen sie dank ihrer Transkription und Edition wieder ‚auf Reisen‘. Die folgenden Anmerkungen zu editorischen Entscheidungen rund um die Transkriptionsrichtlinien sollen die notwendigen Transformationen (die neue ‚Tour‘) der Texte nachvollziehbar machen.4 Sie stammen vom wissenschaftlichen ‚Werkunternehmer‘ (= der Verfasser), der die von Željko Oset erstellte Transkription korrigierte, überarbeitete und taggte. Zu diesem Zweck wird auch auf die relevanten sprachlichen Besonderheiten der Texte eingegangen.
1Die digitale Edition umfasst jene 34 Briefe, die heute im Landesarchiv Steiermark im Archivbestand A. Attems unter der Signatur Familie und Herrschaften, K. 19, H. 87 (insgesamt 36 Briefe) aufbewahrt werden.5 Sie wurden alle von derselben Hand mit schwarzer, allerdings unterschiedlich stark ausgebleichter Tinte geschrieben, nämlich von Attems als gebildetem und studierendem6 Adeligen selbst, worauf auch seine Unterschrift „IgnatiusGraffVonAtthembsPria“ (Pria = P[ro]pria [manu] = mit eigener Hand) verweist.
1Es handelt sich um jene an seinen Vater adressierten Briefe7 (an „Ihro Gnaden Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Graff Gnädiger herr Vatter“, eine typisch dreizeilige innere Anrede des Briefes8). In ihnen wird jedoch nicht immer nur der Vater angesprochen, manchmal auch beide Eltern, „Ihro Gnaden beyderseits“. Weitere Grüße ergehen auch an andere Familienmitglieder.9 Die Verwandtschaftsbezeichnung „mater Anna Josepha“10 ist dabei interessant, da es sich dabei weder um Atems’ Mutter noch seine Großmutter väterlicherseits handelt.11 Als Kurzform von lateinisch matertera könnte es eine Muhme, eine Mutterschwester bzw. eine weibliche Verwandte mütterlicherseits meinen,12 wobei der Familienstammbaum der Mutter nur eine Tante Maria Anna und die Frau des Cousins der Mutter, Josepha Sidonia, verzeichnet.13 Ein einzelner Brief vom 6.10.1734 ist direkt an Attems’ Mutter und ein weiterer vom 15.12.1734, wohl in irrtümlicher Mischung, an die „Reichs Gräffin Gnädiger herr Vatter“ adressiert. Attems deutet auch weitere Schreiben an, die nicht überliefert wurden.14 Zudem sind in diesem Bestand weder die (Antwort-)Briefe des Vaters noch die der Mutter oder von anderen, z.B. vom Bruder Dismas (erwähnt am 8.1.1735), überliefert.
2Meist finden sich am Briefkopf der Ort und das Datum, an dem der Brief verfasst wurde. Eine Ausnahme bilden die ersten drei Briefe, bei denen Ort und Datum jeweils am Schluss vermerkt wurden. Erst danach fand Attems zur später beibehaltenen Form. Für den ersten Monat verwendet er die damals gebräuchlichere Form Jänner statt Januar, für Februar das Wort Hornung.15 Die Herbst-Monatsnamen werden abgekürzt, wobei für September, Oktober und November die arabische Ziffer (z.B. „9bris“), für Dezember schließlich die römische Ziffer („Xbris“) verwendet wird. Ein einziges Mal wird auch eine Tageszeit angegeben: Der Brief vom 25.1.1736 wurde „den 25.ten Jenner 1736. um 11 uhr Mittags“ geschrieben.
330 der 34 Briefe sind drei bis vier Seiten lang, manchmal relativ groß, manchmal dichter, bei geringer werdendem Platz manchmal auch besonders eng beschrieben. Vier Briefe sind fünf oder mehr Seiten lang, der längste erstreckt sich über acht Seiten. Die Schrift ist meist ziemlich ‚schön‘ und entsprechend leserlich, davon weicht am ehesten die wohl schnell und daher unsauber geschriebene Nota auf einem Beiblatt zum Schreiben vom 11.12.1737 mit Fragen zu Verwandtschaftsverhältnissen ab.
1Die Briefe des 18. Jahrhunderts sind auf Neuhochdeutsch16 in Kurrentschrift geschrieben, enthalten aber auch in Lateinschrift geschriebene lateinische, französische, italienische und niederländische Begriffe bzw. Fremdwörter. Hierbei kommt es vor, dass die als fremdsprachlich aufgefassten Wortstämme in Lateinschrift, ihre ‚deutschen‘ Endungen jedoch in Kurrentschrift geschrieben werden, z.B. „Accademisten“ (<hi rend="italic">Accademist</hi>en).17 Auch ein versucht niederländischer Satz, mit dem Attems Gehörtes festhält, findet sich im Brief aus Leiden vom 17.1.1737: „Wan ich Mein galonirtes Kleid an habe, so bleibet alles stehen, und die buben schreyen gleich, [hier:] dat it en deytse vorst“. Besonders gerne streut Attems französische Wörter ein, z.B. „noblesse“, „goût“, „musique“, „niche“, „papillons“, wobei nur „pompe“18 aufgrund des Schriftbilds schwer lesbar ist. Das französische Wort tour, das von vielen Zeitgenossen mit unterschiedlichem Geschlecht verwendet wurde, ist bei ihm, wie in der Ausgangssprache, männlich.19 Briefe, die französische Ausdrücke enthalten oder komplett auf Französisch geschrieben wurden, waren charakteristisch für Attems’ Zeit.20 Sein Vorhaben bzw. Vorsatz vom 30.11.1735, künftig vermehrt auf Französisch zu schreiben, scheint jedoch im Sande verlaufen zu sein.
2Neben ‚markierten‘ Fremdwörtern sind auch oft die Eigennamen von Personen (z.B. „Anna Josepha“, „Lobkoviz“), selten Ortsnamen, nämlich französische und italienische Ortsnamen (z.B. „Paris“, „Turin“), und Monatsnamen in Lateinschrift geschrieben. Insgesamt enthalten die Briefe fast 1000 derart ausgezeichnete Wörter und Wortgruppen.
3Als gängiges Abkürzungszeichen der Kurrentschrift verwendet Attems an manchen Stellen eine Schlinge als Abkürzung für ⟨er⟩, z.B. od[er] (od<expan>er</expan>). Auch bestimmte Maßeinheiten und Währungen werden abgekürzt.21 Unklar bleibt ein Zeichen, das nur am Brief vom 6.10.1736 im Briefkopf zwischen der zweiten und dritten Zeile der Anrede vorkommt und das wie ⟨hh⟩ oder ⟨ss⟩ aussieht. Unklar ist sowohl, ob es von Attems stammt, als auch, ob es sich um eine Abkürzung handelt.
4Ausbesserungen nahm Attems entweder durch Durchstreichung oder, bei einzelnen Buchstaben, durch Überschreibung vor. Nicht ausgebesserte orthographische Fehler bzw. Verschreibungen sind selten, sofern die fehlenden orthografischen Regeln derartige Beobachtungen überhaupt zulassen. Verschrieben ist z.B. „rien gelb“ (wohl statt: rein gelb) im Brief vom 25.1.1736. Weitere Fälle orthografischer Fehler (falsche oder fehlende Buchstaben) und doppelt oder syntaktisch falsch verwendete Wörter sind gekennzeichnet.22 Dabei dürfte es sich um zufällige Schreibfehler wider besseres Wissen handeln, die dem Schreiber nicht auffielen und somit nicht ausgebessert wurden.
5Die Schreibung der (deutschen) Wörter unterscheidet sich von der heute orthographisch streng genormten.23 Besonders auffallend sind ⟨eu⟩s statt ⟨ei⟩s, z.B. in „Reutschulle“ (reuten als Nebenform von reiten 24), ⟨ü⟩s statt ⟨i⟩s, z.B. in „würtschafft“, auch fehlende Umlaute bzw. diakritische Punkte, z.B. „zuruk“ (zurück), „stuk“ (Stück) und zusätzliche Umlaute bzw. diakritische Punkte, z.B. in „feyertäge“ (Feiertage), „gässen“ (Gassen). Einige fehlende und zusätzliche Umlaute, ferner ⟨ey⟩s statt ⟨eu⟩s, z.B. in „freyd“ (Freude), aus dem Mittelhochdeutschen erhalten gebliebene Formen wie „kunten“ (konnten) und „gäh“ (jäh, schnell) und die regionale Pluralform baumer (Bäume) kennzeichnen die von Attems gesprochene oberdeutsche Variante und ähneln heutigen dialektalen Formen.25
6Morphologisch auffallend sind die alte Wortform „stunden“ (standen)26, das alte bzw. altertümelnde „seynd“ (sind)27, die Konjunktion „weillen“ (weil)28 sowie Adverbien mit der älteren Endung -en wie z.B. „worinnen“ (worin)29. Das Präfix ohn- findet sich anstelle des heutigen un-, z.B. in „ohnnothwendig“. Endungen auf -ul erinnern an die lateinische Wortwurzel, z.B. „Zettul“ (Zettel)30. Heute nicht mehr gebrauchte und daher erklärungsbedürfte Wörter sind „bruststüker“ (Brustbilder)31, „etwelche“ (etliche)32, „gebäuen“ (Gebäude)33, „Geschwestert“ (Geschwister)34, „jezo“ (ältere Form von jetzt)35, „Leilach“ (Leintuch)36, „Ranfft“ (Rand)37, „Reiger“ (Reiher)38, „Singerin“ (eine nicht-kirchliche Sängerin)39, „Thurn“ (Turm)40, „vor“ (für)41. Daneben werden diverse Fach- und Fremdwörter gebraucht. Eine erklärungsbedürftige Redewendung lautet „so ist der strohesak Vor der Thür“42 (die Freundschaft ist aufgekündigt).
1In den privaten Briefen erzählt Attems, von der förmlichen, der Hofkultur folgenden Anrede der Eltern abgesehen, in einem relativ ‚natürlichen‘, an mündlicher Kommunikation orientiertem Schreibstil von dem, was er erlebt und gesehen hat.43 ‚Höflichkeit‘ und ‚Natürlichkeit‘ sind charakteristisch für die Briefe des 18. Jahrhunderts, des „Jahrhunderts des Briefes“.44 Hinsichtlich der im Gegensatz zum herkömmlichen Erzählen veränderten erzählerischen Darbietungsweise bzw. des Stilmittels spannend ist die, allerdings seltene, Verwendung direkter Reden, bei denen etwas ansatzweise ‚szenisch dargestellt‘ bzw. relativ ‚lebendig‘ und unmittelbar geschildert wird.45 Besonders das zum Bruch führende Streitgespräch mit Jakob wird, im Brief vom 30.11.1735, quasi als Dialog geschildert: „ich: wan aber ich es sage, ant[wort]: so ist es doch nicht wahr“. Nach diesem längeren Streitgespräch ist dann der Strohsack vor der Tür.
1Folgende besondere Quellenmerkmale einzelner Briefe, die aufgrund des fehlenden direkten Zusammenhangs mit dem Text nicht transkribiert wurden, sind festzuhalten: Am ersten Brief vom 16.11.1734 wurden auf der ersten Seite im Bereich des Briefkopfes zwei mit Bleistift geschriebene Rechnungen hinzugefügt. Auf der unbeschriebenen Rückseite der letzten Seite wurden mehrere Rechnungen hinzugefügt, wovon einige ‚auf dem Kopf‘ stehen, das Blatt wurde also von verschiedenen Seiten aus beschrieben. Außerdem finden sich auf dieser Rückseite zwei unleserliche mit Tinte geschriebene Zeilen (die beinahe wie ein sinnloses Gekrakel anmuten, um die Feder zu testen oder zum Schreiben zu bringen). Wer die Rechnungen wann hinzugefügt hat und ob sie mit dem Brief und seinem Inhalt, der allerdings auf keine Rechnungen verweist, in Verbindung stehen oder ob hier nur der freie Platz verwendet bzw. das Papier wiederverwendet wurde, ist unklar. Im Brief vom 15.12.1734 finden sich ebenso Rechnungen auf der Rückseite der letzten Seite. Und auch im nächsten Schreiben, vom 8.1.1735, wurde noch eine entsprechende Rechnung auf der ersten Seite hinzugefügt. Auf der letzten Seite des Schreibens vom 14.7.1737 wurden zwei Rechnungen mit Tinte hinzugefügt. Weitere Rechnungen finden sich in den Attems-Briefen nicht. Die Vorhandenen sind Beispiele für eine ‚alltagsmathematische Zahlensprache‘, die sich nicht an denselben Adressaten wie die Briefe richtet. Sie wurden von Oset und Zeilinger nicht transkribiert und können im Rahmen dieser Erläuterungen nicht näher analysiert werden. Festhalten lässt sich jedoch, dass sich darunter, ohne das jeweilige Rechenzeichen +, - oder *, Additionen befinden (z.B., wie heute untereinander geschrieben, 11+85=96), Subtraktionen (z.B. 475–47=428), Multiplikationen (z.B., wie Additionen geschrieben,46 16*5=80, oder, mit einem zusätzlichen senkrechten Rechenstrich, 13*|4=52; bei mehrstelligen Multiplikanden sind die Ziffern der Zwischenergebnisse umgekehrt geschrieben, da man den Multiplikanden zuerst mit der Einerstelle des Multiplikators multiplizierte47 wie im Beispiel 26*15), möglicherweise eine Division (32/4=8, wobei der Divisor oben hinter einem senkrechten Rechenstrich steht, darunter der Dividend hinter einem waagrechten Rechenstrich und darunter, unter einem Rechenstrich, der Quotient; das wäre eine eigenartige Form des Obersichdividierens48), sowie eine paar weiterer Rechnungen, die sich vom Verfasser bisher nicht bestimmen ließen. Möglicherweise ersetzt ein Doppelkomma oder Doppelpunkt das Komma, (z.B. 880+427,,30=1307,,30 bzw. 25:-+4:30=29:30), könnte aber auch speziell Beträge von Gulden und Kreuzer angeben, da manche Rechnungen im Dezimalsystem nicht aufgehen (1 Gulden = 60 Kreuzer, z.B. 9:15+6:45+9=25:-). Die Zahlen bewegen sich im ein- bis vierstelligen Bereich.
2Besonders auffällig ist der Brief vom 6.10.1736. Auf seiner ersten Seite wurde offenbar Tinte verschüttet, sodass einige schwarze Flecken Teile des Textes überdecken, der jedoch noch immer lesbar ist. Auch eigenartige Figuren wurden dazu gezeichnet. Unklar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen Flecken und Figuren gibt. Bei den relativ abstrakt gehaltenen Zeichnungen könnte es sich um einfache Muster oder spielerische Kritzeleien handeln, eine davon könnte jedoch auch (einen sehr modern anmutenden) Schädel mit einem sichtbaren Auge darstellen.
3Am folgenden Brief vom 31.7.1737 wurden, ebenso am Ende des Textes, mehrere mit Tinte gezogene kurze gerade Linien hinzugefügt, die ebenso Rätsel aufgeben.
1Bei der Transkription der Attemsbriefe handelt es sich um eine diplomatische Transkription, d.h. eine möglichst buchstabengetreue Wiedergabe. In einigen Bereichen folgt sie jedoch auch, leicht in den Text eingreifend, den Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte 49. Konkret bedeutet dies folgende Transkriptionsregeln:
2Die Transkription musste auch deshalb korrigiert werden, da die nicht den heutigen orthografischen Regeln folgenden Schreibungen von Wörtern immer wieder Leseschwierigkeiten bereiten. Neben vielen zeitgenössischen Schreibungen hatte es der Verfasser v.a. mit zwei wiederkehrenden Phänomenen zu tun:
3(1) Erstens ist das Possessivpronomen in „Ihro Gnaden“ nicht als ⟨Ihre⟩, sondern Attems’ und anderen zeitgenössischen Schreibungen folgend als ⟨Ihro⟩50 zu transkribieren. Das Problem liegt darin, dass Attems den Vokal am Ende einmal deutlicher, einmal weniger deutlich als ⟨o⟩ schreibt.
4(2) Zweitens sind die Endungen -⟨m⟩ und -⟨n⟩ von Wörtern (Artikel, Possessivpronomen, Adjektive) im Dativ und Akkusativ zu nennen. Sie dürfen nicht durchgängig den schon im älteren Deutsch existierenden Formen wie auch der normierten deutschen Grammatik entsprechend transkribiert werden,51 da Attems häufig den falschen Fall verwendet. Im Brief vom 16.11.1734 verwendet er dreimal den Akkusativ anstelle des Dativs (als wiederkehrendes Beispiel: „meinen lieben geschwestert befehle mich, besonders den [!] franz antonerl“52), im etwas längeren Schreiben vom 8.1.1735 verwendet er mindestens fünfmal den Akkusativ anstelle des Dativs (eine Stelle ist unklar), einmal den Dativ anstelle des Akkusativs und macht daneben zwei weitere Fallfehler. Der Grund für die auffällig hohe Fehlerzahl bleibt unklar (vielleicht die fehlende Normierung, der Einfluss umgangssprachlicher Varianten, eine Rechtschreibschwäche o.a.).
1Die Transkription und Auszeichnung (das Tagging) der Texte erfolgte mithilfe des auf der Auszeichnungssprache XML (= Extensible Markup Language) basierenden Encoding-Standards TEI (= Text Encoding Initiative), aktuell TEI P5,53 der wiederum die Ausgabe in anderen Dateiformaten (z.B. html, pdf etc.) erlaubt. Der Verfasser konnte die TEI-Transkription mithilfe der Reproduktionsscans der Originalbriefe kontrollieren und durchgängig taggen.
2Zum Taggen verschiedener, im Folgenden gelisteter Phänomene, wurden die standardisierten Elemente von TEI genutzt:54
3Auch Namen wurden den genannten Regeln entsprechend transkribiert. Sie wurden mit dem allgemeinen („generic“) bzw. relativ offenen Element <name>57 mit dem ebenso offenen Attributwert "person" oder "place" getaggt, um sie als Entitäten auszuzeichnen und maschinenlesbar zu machen. Personen, darunter Personennamen (z.B. „Franz Antonerl“ oder „Voltaire“), Rollennamen und Wortgruppen (z.B. „Ihro Gnaden“ oder „der Kayser“), wurden als <name type="person"> getaggt, Pronomen wurden nicht getaggt. Getaggt wurden somit alle im Text enthaltenen Personen, deren Namen angegeben sind oder bei denen eine gewisse Chance besteht, sie im Zuge von weiteren, nicht ausufernden Recherchen zu identifizieren. So handelt es sich bei „Ihro Gnaden beyderseits“ um den Vater Franz Dismas und die Stiefmutter Maria Juliana,58 „der Kayser“ ist Kaiser Karl VI. Nicht getaggt wurden indefinite Gruppen, wie z.B. „die vier doctores“ im Brief vom 26.11.1735, oder Regimenter mit den adeligen Namen, wie z.B. „Von dem lobkowzischen Regiment“ im Brief vom 25.2.1736. Orte, darunter Städte, Schlösser, Länder, der Kontinent Europa, aber auch Flüsse, also Geografika bzw. Toponyme im weiten Sinn, wurden als <name type="place"> getaggt. Die weiten Begriffe ermöglichen das Taggen von grundsätzlich allen auffindbaren Personen und Orten, von denen Attems erzählt. Die Schreibung der Namen folgt dem Original und den genannten Transkriptionsregeln, sie wurde somit innerhalb des Textes nicht normalisiert. Durch das Taggen ist allerdings ein Verweis auf normalisierte Schreibungen bzw. das Vergeben von IDs möglich. Gerade bei den Namen fällt jedoch auf, dass die Schreibungen derselben Namen, v.a. bei den Ortsnamen, untereinander kaum variieren, also doch gewissen (ungeschriebenen) Normen folgen.
4Auf Grundlage der getaggten Personen und Orte konnte von Metoda Kokole, Željko Oset, Miha Preinfalk und Luka Vidmar eine Liste mit entsprechenden Namen erstellt werden. Dazu konnte der Verfasser dem Projekt die entsprechenden IDs der Gemeinsamen Normdatei (= GND)59 als mögliche Uniform Resource Identifiers (= URIs) zur Authority Control zur Verfügung stellen. Die Ortsnamen sind problemlos in der GND zu finden, bei den Personennamen wird es schwieriger. Insgesamt konnten mit Bearbeitungsstand vom 31.05.2019 über 15060 Personennamen (627 Tags) und über 140 Ortsnamen (336 Tags) getaggt werden.
1Steiermärkisches Landesarchiv. A. Attems, Familie und Herrschaften, K. 19, H. 87, Ignaz Maria von Attems-Heiligenkreuz, Briefe, 16.11.1734–5.10.1738.
2Die verwendete Literatur ist ausschließlich in den Fußnoten angegeben.
1. Vgl. Sarah Bundschuh, „Die Verlassenschaftsinventare der Familie Attems-Heiligenkreuz (1715–1773) – Ein Beitrag zur Geschichte Innerösterreichs“ (Phil. Diss., Universität Graz, 2018), 122, 124–125; Franz Ilwof, Die Grafen von Attems Freiherren von Heiligenkreuz in ihrem Wirken in und für Steiermark, Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 2, bk. 1 (Graz: Styria, 1897), 20–22, 202–203; Maria Viktoria Pallavicino-Attems, Die Mini-Familiengeschichte der Attems (Klagenfurt: Leon, 1970), [unpag.].
2. Zu den zu bevorzugenden Begriffen Kavalierstour und (dem mehr oder minder zeitgenössischen) Länderreise u.a. vgl. Mathis Leibetseder, Die Kavalierstour: adlige Erziehungsreisen im 17. und 18. Jahrhundert, Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 56 (Köln: Böhlau, 2004), 18–23; Hilmar Tilgner, „Kavalierstour“, in: Enzyklopädie der Neuzeit, hrsg. Friedrich Jaeger (Stuttgart: Metzler, 2007), 6:523–525.
3. Vgl. Ilwof, Attems, 203.
4. Für entsprechende notwendige Erläuterungen der Editions- bzw. Transkriptionsrichtlinien vgl. z.B. Grete Klingenstein, Eva Faber und Antonio Trampus, Hrsg., „Einleitung“, in: Europäische Aufklärung zwischen Wien und Triest: die Tagebücher des Gouverneurs Karl Graf Zinzendorf 1776–1782, Bd. 2, Die Tagebücher 31. Mai 1776 bis 31. Dezember 1778, Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 103 (Wien: Böhlau, 2009), I–X; „Transkriptionsrichtlinien“, Jahresrechnungen der Stadt Basel 1535 bis 1610 – digital, Zugriff am 31. August 2019, http://gams.uni-graz.at/context:srbas?mode=projekt#transkriptionsrichtlinien.
5. Vgl. Steiermärkisches Landesarchiv, A. Attems, Familie und Herrschaften, K. 19, H. 87, Ignaz Maria von Attems-Heiligenkreuz, Briefe, 16.11.1734–5.10.1738 [unpag.]. Die letzten beiden Schreiben wurden von anderer Hand, auf Latein und in Lateinschrift verfasst, das erste ist datiert (unklar: „8.tn Nbris“, das wäre nach Ende der Reise) und unterschrieben (unklar: „Mardon“), das zweite adressiert explizit den Grafen Attems, beide haben medizinischen Inhalt.
6. Vgl. Bundschuh, „Verlassenschaftsinventare“, 124; Tilgner, „Kavalierstour“, 523.
7. Zu (privaten) Briefen als Mittel pragmatischer Kommunikation generell, zum 18. Jahrhundert als „Jahrhundert des Briefes“, zum ‚natürlichen‘ Schreibstil und zu den technischen Aspekten der Briefbeförderung vgl. Klaus Beyrer, „Brief: 2. Kommunikationstechnik und Briefbeförderung“, in: Enzyklopädie der Neuzeit, hrsg. Friedrich Jaeger (Stuttgart: Metzler, 2005), 2:414-417; Carmen Furger, Briefsteller: das Medium „Brief“ im 17. und frühen 18. Jahrhundert (Köln: Böhlau, 2010), 171, 176–177; Robert Vellusig, „Brief: 1. Gattungsgeschichte“, in: Enzyklopädie der Neuzeit, hrsg. Friedrich Jaeger (Stuttgart: Metzler, 2005), 2:406–412; Id., Schriftliche Gespräche: Briefkultur im 18. Jahrhundert, Literatur und Leben 54 (Wien: Böhlau, 2000), 21–25, 153–157.
8. Vgl. Furger, Briefsteller, 102, 114.
9. Z.B. vgl. Attems, Brief vom 16.11.1734.
10. Z.B. Attems, Brief vom 8.1.1735.
11. Vgl. Bundschuh, „Verlassenschaftsinventare“, 124–125.
12. Vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Zugriff am 10. September 2019, http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB, s.v. „Muhme“; Johann Heinrich Barth, Hrsg, Genealogisch-etymologisches Lexikon (Reichelsheim: Genealogie-Service, 2006), 1:s.v. „Matertera“.
13. Vgl. Constantin von Wurzbach, Hrsg, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (Wien: Kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei, 1888), s.v. „Wildenstein, Cajetan“. Oder handelt es sich um Attems’ Schwester Josefa?, vgl. Biographisches Lexikon, s.v. “Wildenstein, Cajetan”; Ilwof, Attems, 20, 203.
14. Beispielsweise schreibt er am 15.12.1734, Vater und Mutter adressierend, „Ihro Gnaden werden meine zwey schreiben alß eines von Nürnberg, und eines Von hier empfangen haben, wie auch Ihro Gnaden die frau Mutter zwey Von hier auß“, wovon (aufgrund der knappen Angaben) zumindest das Nürnberger Schreiben nicht überliefert ist und sich auch die an die Mutter nicht im Bestand befinden. Daneben erwähnt Attems bzgl. zwei Schreiben, die überhaupt an seine Mutter gingen, Post-Probleme, nämlich am 8.1.1735: „der brieff, so Ihro Gnaden der frau Mutter nicht zu gekomen, hielte meinen glückwunsch zu derselben geburtstag in sich“, und am 17.3.1736: „den 10.ten dises habe ich an Ihro Gnaden die frau Mutter geschriben, weis aber nicht, ob er selber zu gnädigen handen wird gekomen seyn, dan mir der damahlige Auffenthalt unbewust“. Zur Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Post vgl. Beyrer, „Brief 2“, 414.
15. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Jänner“, s.v. „Hornung“.
16. Vgl. Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache: ein Lehrbuch für das germanistische Studium, 11. Aufl. (Stuttgart: Hirzel, 2013), 347–348; Gerhart Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart: ein Studienbuch, 6. Aufl. (Tübingen: Francke, 2009), 133.
17. Der Unterschied zwischen Lateinschrift und Kurrentschrift ist v.a. anhand des auffällig unterschiedlichen ⟨e⟩s zu erkennen.
18. Attems, Brief, 19.5.1736; für die Lesehilfe in diesem und anderen Fällen dankt der Verfasser Marlies Raffler.
19. Vgl. Attems, Brief, 16.11.1734. In zeitgenössischen Quellen wird aber sowohl die männliche (den/le Tour vollbringen) als auch die weibliche (die große Tour) verwendet, vgl. Leibetseder, Kavalierstour, 19–20.
20. Vgl. Furger, Briefsteller, 173.
21. Spezifische Abkürzungen / Maßeinheiten: „f“ für Florin bzw. Gulden, vgl. Attems, Brief, 18.9.1736; „Rhtlr“ für Reichstaler, vgl. Attems, Brief, 11.9.1736; vermutlich „st“, nicht lb, für Stück, vgl. Attems, Brief, 17.1.1737.
22. Z.B. „angekommmen“ statt: angekommen, Attems, Brief vom 8.11.1735; „Von 4 Tagen“ statt: Vor vier Tagen, Attems, Brief vom 24.9.1735; „Campagnie“ statt: Compagnie, Attems, Brief vom 26.11.1735; „begriffen begriffen“ statt: begriffen, Attems, Brief vom 14.5.1737; „etworffen“ statt: entworfen, Attems, Brief vom 26.9.1737; „Rariräten“ statt: Raritäten, Attems, Brief vom 26.9.1737; „luffen“ veraltet oder falsch statt: liefen, Attems, Brief vom 5.10.1738; vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „laufen“.
23. Vgl. Wolff, Sprachgeschichte, 149.
24. Vgl. Wolff, Sprachgeschichte, s.v. „reiten“.
25. Vgl. Johann Andreas Schmeller, Hrsg, Bayerisches Wörterbuch, 2. Aufl. (München: Oldenbourg, 1872), 1:s.v. „gæh“; Schmidt, Geschichte, 188; Theodor Unger und Ferdinand Khull, Hrsg, Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch (Schaan: Sändig, 1982), s.v. „Gache“; Ludwig Zehetner, Das bairische Dialektbuch (München: Beck, 1985), 24, 31; Ludwig Zehetner, Bairisch, Dialekt/Hochsprache – kontrastiv, Sprachhefte für den Deutschunterricht 2 (Düsseldorf: Schwann, 1977), 16, 45–46, 53, 118.
26. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „stehen“.
27. Häufig im 16. und 17. Jahrhundert, vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „sind“.
28. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „weilen(s)“.
29. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „worin“.
30. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Zettel“.
31. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Bruststück“.
32. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „etwelch“.
33. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Gebäu“.
34. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Geschwester“.
35. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „jetzt“.
36. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Leilach“.
37. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Ranft“.
38. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Fischreiher“.
39. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Singer“.
40. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Turm“.
41. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „für“; s.v. „vor“.
42. Attems, Brief vom 4.9.1735.
43. Vgl. Furger, Briefsteller, 176–177.
44. Vgl. Vellusig, „Brief 1“, 409–410.
45. Vgl. Monika Fludernik, Einführung in die Erzähltheorie (Darmstadt: WBG, 2006), 47.
46. Vgl. Nina Graf, „Rechenbüchlein: der elementare Rechenunterricht im 18. und frühen 19. Jahrhundert“ (Dipl. Arb., Universität Graz, 2012), 74–75.
47. Vgl. Graf, „Rechenbüchlein“.
48. Vgl. Graf, „Rechenbüchlein“, 75.
49. Vgl. „Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte vom Arbeitskreis ‚Editionsprobleme der Frühen Neuzeit‘“, Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, Zugriff am 9. September 2019, https://www.heimatforschung-regensburg.de/280/1/E-Forum_AHF-Empfehlungen.pdf, 7–15.
50. Ihro: seit dem 17. Jahrhundert statt dem Possessivpronomen Ihre oder Eure vor Titeln, für beide Geschlechter, Singular und Plural, in allen Fällen, vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „Ihro“.
51. Vgl. Deutsches Wörterbuch, s.v. „der, die, das“; Schmidt, Geschichte, 265–269, 424–429.
52. Noch deutlicher in späteren Briefen. Angesichts anderer, klar geschriebener Endungen auf ⟨m⟩ kann das am Ende nach oben gezogene ⟨n⟩ auch nicht als undeutlich abgekürzte Endung gelten.
53. Vgl. „Guidelines“, Text Encoding Initiative, Zugriff am 9. September 2019, https://tei-c.org/guidelines/ ; „TEI P5: Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange by the TEI Consortium“, Text Encoding Initiative, Zugriff am 9. September 2019, https://tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/Guidelines.pdf.
54. Für Elemente, Module etc. vgl. „TEI Elements“, Text Encoding Initiative, Zugriff am 10. September 2019, https://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/index.html.
55. „<salute> (salutation) contains a salutation or greeting prefixed to a foreword, dedicatory epistle, or other division of a text, or the salutation in the closing of a letter, preface, etc.“, vgl. „Appendix C Elements: salute“, Text Encoding Initiative, Zugriff am 9. September 2019, https://tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/ref-salute.html.
56. Vgl. Attems, Brief, 26.11.1735; Brief, 30.11.1735.
57. „<name> (name, proper noun) contains a proper noun or noun phrase.“, „TEI Elements“.
58. Vgl. Bundschuh, „Verlassenschaftsinventare“, 122; Ilwof, Attems, 19–20, 203.
59. Zur Suche der GND-IDs vgl. „Katalog der Deutschen Nationalbibliothek“, Deutsche Nationalbibliothek, Zugriff am 31. August 2019, https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query.
60. Mit Bearbeitungsstand vom 15.11.2019 149 Personennamen exklusive indefinite Namen.