10. Praha, 30. 11. 1735


Ihro Gnaden
Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Graff

Gnädiger herr herr Vatter.

1Es werden Ihro Gnaden mir nicht ungnädig aus-
deuten, wan ich hochdenenselben mit meinen öffteren
zeillen überlästig falle; Ich wolte Ihro Gnaden Von
denen Villen anstossen, so sich mit dem Jacob ereignet, nie-
mahls etwas berichten, Theils aus Furcht hochdieselbe zu
dem zorn zu reizen, Theils da der hoffmeister Ihro Gnaden
davon einige überschriben. Nun aber, da es Vor 3 Tagen
d bey einen dergleichen dahin gekommen, das Er von dem
hoffmeister dem abschied Verlangte, und ich der Stein



des Anstoßes gewesen, finde ich nothwendig Ihro
Gnaden
solches selbsten zu überschreiben. Weil ich
an gesicht noch sehr Ville blattern stehend habe, so gehe
ich unbekleideter herum, und dessenthalben zoge ich um
andere zu erspahren Meine lederne Reithosen unter dem
Schlafrock nun an, so Er zu Würzburg Verfertiget, und
ihme das rechte Theil etwas Kürzer gerathen, alß das linke,
so man Clar am fuß sihet, und wan solche nicht Reit-
hosen wären, wo der unterste Theil schon im stiffel Komt,
so hätte ich es nicht Tragen Können, wie mir dan auch der
Kürzere Theil im reiten alzeit über das Knye herauf gestigen.
Als ich obbenante hosen anzoge, wolte er sie beyderseits
gleich ziehen, worauf ich ihme sagte: das solches nicht seyn



Könne, indeme Er ja wisse, das solche anfangs ungleich
geschnitten gewesen wären, Antwort: Er habe es gemacht,
es seye nicht dem also; worauf ich Versezte: erstlich sehe es
wohl jedermann, andertens Könne er mir es auch wohl
glauben, wan ich es sagte, ant: es brauche weiter nichts,
Er glaube es nicht, wan es ihme gleich 6 Advocaten
sageten, ich: wan aber ich es sage, ant: so ist es doch nicht
wahr, worauf ich ihme antwortete: das Er wohl ein
grober f. seye, ant: er diene für keinen solchen, gebe
mir auch Keinen ab, was er wisse, das wisse Er, es möch-
te ihme ein anderer sagen, was Er wolle, so seye es doch
nicht wahr, und dises ware begleitet mit Villen geschrey
und Sac. worauf ich ihme sagte: Er solle aus dem zimmer,



dan ich keinen groben …, weniger aber das Sac. in den
zimmer leide/litt, und alß solches Kein end nahme, sagte ich
ihme, wan er nicht gehen wolte, so wolle ich ihme mit dem
stecken hinaus Treiben, da wurde ich endlich seiner loβ. Wo-
rauff er dan alsogleich seinen abschied Von dem hoffmeister
begehrte, ich ihme aber sagte: das er Meines Theilß Könne hin-
gehen, wo Er wolle. Es Könten Ihro Gnaden wohl schliessen,
ob täte/würde ich selben anlaß dazue geben, allein es werden
hochdiselbe auch das gegentheillige Urtheil fällen, wan sie
wissen werden, das ich, als Er mich zu Würzburg in Meine
ohren einen Esel geheissen, solches Völlig dissimuliret habe,
anbey aber doch den hoffmeister ersuchet, solches Ihro Gnaden
zu berichten. Ich habe selbsten, alß ich einmahl seinen
Unwillen gegen alles und seine Reu, das er mitgegangen,
Note: O



Note: O
erkennet, wegen Kleinigkeiten nicht allein alles Verwi-
sen, sondern auch alles fragen nach einer sache, so ihme
schon Verdrossen, vermieden, wozue mich auch der hoffmeiß-
ter
öffters ermahnet. Ich weiß mich ganz wohl zu ent-
sinnen, das Ihro Gnaden mir drey Tag Vor Meiner abreiß
bey der gehaltenen Vätterlichen ermahnung über Mein
Künfftiges aufführen auch anbefohlen haben auf Meine
sachen selbsten obacht zu haben, darumen sich nicht in allen
auff dem bedienten zu Verlassen, wan ich nun nach
etwas frage, und ich eines mahl Keine antwort, das andere
aber eine Voller grobheit überkomme, so offt so viel geheissen, alß
schmecke es, so Kan ich das mir anbefohlene wohl unmög-
lich
bewerkstelligen. Wan Ihro Gnaden disen recht Veränderten



selbsten sehen wurden, so solten sie sich gewiß Verwundern.
Er ware auch in Villen dingen eine zeit hero sehr nachläß-
ßig, wie er dan schon eine geraume zeit die wäsch Von der
wäscherin übernahme ohne sie in ihrer gegenwart zu
zehlen, wo es ihme als dan leicht Kan widersprochen werden,
wan die wäscherin schon abwesend, das etwas abgehe. Nun aber
widerholle ich Meine obige Unterthänigste bitte mir dises
Verdrießliche Vortragen nicht Ungnädig zu nehmen, wie
ich es auch in das Künfftige mögenlich/dazu fähig Vermeiden werde mit
dergleichen Vor Euer Gnaden augen zu Kommen. Endlich will
ich auch nochmahl anflehen Meine in Vorigen schreiben gestelte
bitte gnädigst zu bejahen. Wan Ihro Gnaden genehm halten, so
werde ich in das Künfftige in französischer sprach schreiben. Vor
einiger zeit ist hier ein officier mit 30 pferden zu Verkauffen
angekommen, worunter etwelche schön seyn solten. Ihro Gnaden der
frau Mutter Küsse ich die händ, Meinen geschwestert empfehle Mich. Zu
Vätterlichen gnaden aber die händ küssend ersterbe

Euer Gnaden Meines gnädigen herrn
Vaters
Unterthänigst Sohn
IgnatiusGraffVonAtthembsropria