1Hochderselben schreiben Von 12. 7bris aus gräz habe ich den 29.ten
im haag in Unterthänigkeit überkommen, und daraus
Euer gnaden allerseitiges wohlseyn mit empfindlichen
freuden ersehen, dessen folge ich Von dem himmel Verhoffe.
Inzwischen zweiffle nicht, es werde schon widerumen die Vorige
Ruhe in steyermakt das Re plündernde gesindel betreffend stellet
seyn. die Cammerpresidentin betaure ich sehr den 29.ten Vorigen
Monats ware ich bey dem Prinzen Von oranien durch einen seinigen
Cavalier auffgeführet, es ist solcher der gnädigste herr, so man sehen
Kan, so sehr Vill mit denen fremden spricht Vor gesicht ist
Er sehr schön, aber Von leib übel gewesen, welches Er doch zum
Theil zu Verbergen sich mühe gibet, disen abend sowohl als Sonnabend/Samstag
ware alles in der französischen Comedie, wo auch die Prinzessin, eine
Tochter des Königs in Englland gewesen, die bande ist sehr gutt,
die Kleider, und decorationen ebenfahls. Eben disen Tag ware ich
in dem garten des Juden Taxer , so sowohl wegen der unterschidlich
art deren spaliren, als Statuen, und menagerie gewis sehns-
würdig ist. Montag als dem 1. 8bris gingen wir mit dem so-
genanten Trekschuit nacher leyden, Von woher wir des abends
widerumen nach Utrecht abgefahren, wir schlieffen im schiff, und
Morgens waren wir in Utrecht. da ist nichts zu sehen, als ein
garten eines Reichen Kauffmans Mr Blomel Molem, samt einer
übergrossen seiden fabrique. diser garten ist einer der schönsten,
so ich in Meinem leben gesehen, dan das Kleineste Pläzlein ist darinnen
menagiret. die spalier seynd etwas ganz besonders, und zwar Von
allen arten bäumer, als Eichen, hakbuchen, buxbaum, linden,
wilde Kastanien, absonderlich aber Von Taxus, so ein gattung Von
Fichten, aber noch Vill feiner ist, aus diesen lezteren schneiden sie
Statuen, vasen, pyramidenSaulen, wie auch nichen wel-
chen oberhalb mit einen Kraut in form Festonen/Girlanden behanget
seyn, worunter Bruststücke/Brustbilder stehen. In der mitte des garten ist
ein portail, in form einer trophée, zwey zwischen denen
colonaden stehende vasen seynd doch über alles würdig, das man
sie wegen ihren bas relief betrachte, an zweyen obélisquen hangen
devisen, so auch sehr bewundert werden, an denen seiten sizet die
Geographie, und Astronomie, beyde mit gezeichneten Kugelen, wel-
che man wohl für Meisterstücke rechnen Kan. Alle dise bildhauers-
stüke, nebst noch Villen bruststuken, so in denen niches stehen, seynd
Von veritablen weisser Genueser marmor, welche alle in Italien
seynd Verfertiget worden. die ménagerie Von ausländischen Vögeln,
ist in form einer stadt angeleget, so recht Marionetten gleich sihet.
Zu end einer allée ist ein grosser Thron Von hölzerner bildhau-
er arbeit, so mit farben gemahlet, und entzwischen Vergoldet ein
besonderes schönen effect machet. Ein theatrum ist auch merkwür-
dig in disen garten, dan jedes paar Scenen ist Von anderer gattung
Von baumen, dises ist als dan mit Statuen, und canapées Von
holz untersezet, am end ist ein Perspectiv gemahlet. Zwey darinnen
stehenden pavillons überteffen doch alles andere, dan einer
ist mit lauter Meer Muscheln hunderterley Sorten en dessein ta-
pissiret. die gleichförmige samlung de und grosse mühe der
rangirung diser Muscheln ist gewis zu bewundern; der andere
pavillon ist mit agate/Achat, Corallen, crystal de roche, und dergleichen
am allen wänden tapissiret, unter anderen seynd zwey schneken
Von Perlmutter, welche Superbe graviret seynd. In beyden seynd
Ville spiegeln, und Vergoldungen, die obere fenster aber Von halb
rauchen spiegelglas. Von wasser ist auch sehr Vill darinnen,
so in die schönsten Muscheln Von marmor fällt. das ganze wasser-
werk im garten, so gewis nicht gespahret ist, nebst der seiden fabrique
wo es uber 8000 spulen, und 900 haspel Treibet, wird durch ein
einziges Rad effectuiret. Es ist schad, das man disen garten
nicht in Kupffer stechen lässt, dan Er es gewis würdig ist, ich
MeinesTheils habe nicht gewust, wohin ich mich drehen solte.
Obwohlen nun in Utrecht ansonsten nichts zu sehen, so nl re-
compensiret doch dises alles andere. den 3. Früh giengen wir Von
dannen ab, und abends waren wir hier, man Kan sich Keine
angenehmere Reyse, als dise Vorbilden, dan während den 7 stunden,
so man auf dem canal fähret, sihet man fast alleweil die
schönsten gärten zu beyden seiten, so meistens face dem canal
machen. Ich hatte offt nicht zeit mich umzudrehen, dan da ich einer-
seits betrachtete, übersahe ich deme andererseits. das Rathhaus
hier in Amsterdam ich eines der schönsten Gebäude Von Euro-
pa, eines es ist fast das einzige, so nicht auf bürsten stehet, dan
hierunter ist eine sandbank. der grosse Saal darinnen ist ein
Merkwürdiges Stück, so wohl wegen grösse, als wegen der décoration.
Inzwischen hat er doch zwey grösse fehler nemlich: zu hoch und zu
finster. In denen zimmern sihet man sehr schöne gemählde,
so meistens alte Historien Von denen hochmögenden staaten
Vorstellen. Auff dem Turm übersihet man die ganze stadt.
den 5.ten als gestern Früh machten wir einen tour mit einer
chalouppe um alle die schiff, so davor ligen, so man jetzt ohne der
ost- indischen compagnie auf 3000 rechnet, Von 300 so dises jahr
auf dem wallfischfang gewesen, ist nur eines so nichts gebracht,
eines davon ist auf 8 fisch gekommen, man denkt noch keinen
so reichlichen fang, als dises jahr. Nach disen ware ich auf der bourse,
wo die Kauffleute sich um 12 uhr Versamlen, und negociren, wer
nicht fast Täglich dahin Komet, Verliehret seinen crédit. die juden fragten
mich sehr, ob ich etwas wechslen wolte, dan sie mich Vor einen fran-
zösischen Kauffman hielten, obwohlen fast jeder still redet, so ist doch
ein grausammes getümmel dort, das gebäu ist gros in form
eines grossen Creuzgang. Nachmittag besahe ich das spinhaus, wohin
man die Menscher übles auffführens halber sezet, als dan das Narren-
haus, wo ich die wunderlichsten discours gehört. Gleich jetzt gehe ich
auf Saardam, 4 stund Von hier, so schon in Nordholland liget, abends
seynd wir zurück, man mus über den zuyder See fahren. Mithin will
ich Ihro Gnaden beyderseits hände Küssen, und mich zu gnaden empfehlen,
der ich in Unterthänigkeit ersterbe