1. Würzburg, 16. 11. 1734


Ihro Gnaden
Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Graff

Gnädiger herr Vatter etc.

1Verhoffe hochdieselbe werden sich samt Ihro Gnaden
der frau Mutter, welcher ich Unterthänigst die händ
Küsse, in erwünschter gesundheit befinden.

2Erinnere anbey, daß der bischoff auff einen seiner güter
sich schon einige zeit mit der jagd belustiget, wan Er
Von dannen zurück Kommen werde, ist dermahlen unbe-
kannt
, weil Er Villeicht einen tour über Bamberg machen



Konte. Es haben alle, so die Reitschulle frequentiren,
so wohl Accademisten, alß die in der Stadt wohnen,
auff der Reitschulle Rothe Westen mit sametnem croisé/croisée,
und einer borten eingefasset, zumal aber ich
Keine dergleichen habe, alß habe ich Ihro Gnaden Unter-
thänigst bitten wollen für mich die Gnade zu haben,
und mir eine obbenante Weste anzuschaffen gnädigst zu-
erlauben, Verhoffend hochdieselbe werden mir dise meine
Unterthänige bitte gnädig zu sagen, Wie ich den Ihro
Gnaden
händ Küssend mich zu hochen Vätterlichen Gnaden
empfehle und ersterbe

Euer Gnaden
Meines Gnädigen herrn Vatters
Unterthänigster Sohn
IgnatiusGraffVonAtthembsPropria

P. S.

1meinen lieben geschwe-
stert
befehle mich, be-
sonders den franz antonerl.


P. S.

1Es ist ein Kloster Benedictiner hier, so der Nation
nacher Schottländer seyn müssen, auß disen ist ein
lector so Tieff in die Theologie gekommen, das Er eine
neue Secte anzufangen willens gewesen und bereiths
schon Villes componirt, und zusammengeschriben, so Er
zu Nürnberg hat hwollen druken lassen. Nachdeme
nun sein Vorsteher solches auß gewissen Reden
abgenommen, ließ Er in seiner abwesenheit das zimmer
eröffnen, wo Er alles gefunden, waß Er zusammen
gearbeitet hatte, diser liesse es alsogleich den bischoff hinter-
bringen, welcher ihme nach genauen untersuchen in
das hiesige schlosß oder Festung/Veste Verwahren liesse, wo Er
schon zwey Jahren gewesen, Vor 4 Tagen aber sich auß
seinen Leintuch einen Strik geflochten, und an einen
Fenstergitter halb kniend erhenket.