1Ich Verlange mit höchster freude zu Vernehmen, das
Ihro Gnaden Von dem überkommenen Katarrh befreit
seyn sollen, welches ich auch Von Ihro Gnaden frau
Mutter, so ich in Unterthänigkeit die hände Küsse, zu
hören erwarte; das hier gähling frostige wetter Ver-
ursachet auch Ville flüsse, und Cäthären, Von deme
ich zwar frey bin. Seit gestern hat sich das wetter auch
in ein wärmers Veränderet. dise woche haben die
collegia widerumen angefangen, der vitriarius gibet
jetzt das ius feudale, so zwar nur in etliche lectionen
bestehet. Verhoffe auch, das Ihro Gnaden beyderseits Meine
lezte schreiben gnädig werden empfangen haben, wie
auch jenes Von dem hoffmeister, wo Er Ihro Gnaden
wan die abreyse Von hier berichtet hat. Weil ich jetzt auf
Brüssel Komme, also bitte Ihro Gnaden um die gnä-
dige erlaubnus, das ich mir dort etwas Von
spizen anschaffen, zumal ich gar Keine habe, es gibt
Garnituren Von 20, 30, 40, auch mehr f., Bitte Ihro Gnaden
also um die gnädige resolution. Wegen des Trauer-
Kleyd, so bey hoff in Brüssel nöthig wäre, hat sich
der hoffmeister daselbsten informiret, worauf ihme
zurückgeschrieben worden: das die Trauer den 7.ten Juni
solte abgeleget werden, mithin wird Er die Reyse
also dirigieren, das ich nach disen dato hinkomme,
damit das Kleyd Könne erspart werden. Nun Bitte
ich Ihro Gnaden auch wegen deren Sachen, so mir in
Paris anzuschaffen, gnädigst solten passiren werden,
in aller Unterthänigkeit, und erwarte hierüber
hochderoselbe gnädigen befehl, und erlaubnuβ,
Alß eines degen, wie auch der Kleidung wegen, der hoff-
meister hat mir gesagt, das Ihro Gnaden ihme lezthin
befohlen um das etwan Nothwedige zu Specificiren,
wie auch die darauf Vermeinendlich aufgehende
Kosten. Er hat es überschlagen, und nachgedacht, da-
bey aber gefunden, daβ man nicht weiβ, was man
jetzt Trage, und die mode seye, wegen deren Unkosten
aber Könne Er es nicht determiniren, zumahlen Er
auch schon seit 1729 nicht mehr in Paris gewesen,
und Er Vorsihet, das seit selbiger zeit die waaren
den Preiβ sehr werden Veränderet haben, Theilß wegen der
alzeit varirenden Mode, Theilβ aber wegen des Krieges.
Wie auch weilen Er nicht wisse, was bey einen gleichen
Ihro Gnaden gnädiger wille hierinfahls seyn werde,
und Ihro Gnaden gnädig anzuwenden erlauben wer-
den werden. Ob Ihro Gnaden etwas galonirtes, gestiktes,
Von Samt, oder Reichen zeug, wie auch wegen einger
Neben Kleyder, dan ich Von winter Kleydern Künfftiges
Jahr Keines mehr Tragen Kan, dan das zu Prag gemachte
ordinari Kleyd, samt dem noch zu gräz gnädig gegebenen
galonirten disen winter haben auβ dauren müssen.
das zu Würzburg angeschaffte, samt deme Voriges Jahr
in Prag passirete Sommer Kleyder seynd noch, so gut, alβ
ich es immer deme Sommer habe schonen Können, weilen
ich sie aber Täglich bey denen höffen habe anhaben
müssen, so seynd sie wohl auch schon etwas stark
hergenohmen worden, dan wo die gesellschafften in
denen gärten seynd, da miniert die Sonn, und
der Thau auch etwas geschwinder. der hoffmeister
hat in der Rechnung von der Reyse des Saurer nach-
gesehen, und gefunden, das die Kleydunga, mit
allen anderen Kleinigkeiten, so ihme in Paris selbsten
seynd angeschaffet worden, 1600 f. auβgetragen, obwohlen
Er schon ehender etwas in Kleydern Versehen ware, und
sich auch nachgehendes noch in lyon etwas erkauf-
fet hat. Wann Ihro Gnaden auch etwan etwas auβ-
zuwerffen gedenken, so wird der hoffmeister als dan
in Paris sehen, was die Mode damahls seye, und
sich nach Ihro Gnaden gnädigen befehl reguliren.
Erwarte also über alles Euer Gnaden gnädigen
Befehl, und willen, wohl begreiffend, das alles, waβ
mir Euer Gnaden Vätterliche hand auswerfen wird,
ein besondere gnade seye, welche ich mit Meinen
wohl verhalten allein abzudienen Vermögend bin,
zu deme ich lebenslang, wie billich, mich befleissen
werde. Vor 8 Tagen ist der König Theodorus der Erste
in Amsterdam gewesen, seine creditores wolten
ihn würklich sezen lassen, Von welchen ihn aber
die generosität jenes Kauffmans, so ihme 10000 f.
Vorstreckte, errettet hat. Nun will ich schliessen dero
beyseits hände Kussen, und mich zu Vätterlichen
gnaden in Unterthänigkeit empfehle, der ich ersterbe
1Meinen geschwestert
empfehle mich, abson-
derlich Meinem franz Antonerl.