1dero gnädiges schreiben Von 27.ten Jänner habe zu recht erhalten,
glaube auch, das mein an Ihro Gnaden die frau Mutter die
glükwünschung zu ihren Nahmenstag betreffend abgelassenes
unterdessen richtig eingelaufen seyn wird; Euer Gnaden samment-
liches wohlaufseyn hat mir die gebührende freud Verursachet, wel-
ches auch Von unß überschreiben kan. das wetter ist hier sehr unbe-
ständig mit schnee, Regen, und wind Vermischet, wie es nur zwey
Tag trocken auff denen Gassen ware, so lang ich hier bin; für die
mir gnädig angeschafte 15 f. für den Ball Küsse Ihro Gnaden
die hände. An denen Ihro Gnaden Vor der Vermögensteuer Verur-
sachenden Verdrießlichkeiten nehme ich gebührenden Theil, und muß
hierinfahlß die hoffnung deß Kommenden besseren, daß jetzt etwas
übel scheinende übertragen. das erfreulichste ist jenes, das man allent-
halben gahr leicht (be-)urteilen Kan, wan man ein wenig Tieffer in
die Staatssachen einsehen will, wie das diser gegenwärtige Krieg
entweder gahr bald ein Völliges end nehmen werde, weil nicht
allein der Kayser, sondern auch die Alliierten /: alß bey welchen die
armuth schon zimlich eingerissen :/ mithin alle jetzt kriegende Par-
teien den so hefftig angefangenen Kriege nicht länger werden
unterhalten können, wan auch die beyden Seemächte
denselben mit ihrer gewalt nicht zu da dämpffen noch nicht
gesinnet sind, wird es demnach für den herrn sowohl alß
den Bauer ein merkliches besser werden, alß welche beyde
sich Von denen jetzigen Ausgaben widerum werden erhollen
Können. Mich belangend, wird die Wirtschaft in daß Künf-
ftige sowohl, alß es in den Vergangenen geschehen, auff das höch-
ste getriben werden, Kan auch wohl mit gewissen sagen,
daß Kein Kreuzer unnotwendig außgegeben worden, wo
es eine Ursache nicht erforderet hat, dan ich auff extra Spesen
Keines weegs gedenke, was aber wirklich nothwendig
ist, weiß ich wohl, wie es mir Ihro Gnaden selbsten bey
meiner Abreise auch zugesaget haben, werden Ihro Gnaden
nicht ungnädig nehmen, wan es außgegeben werden
wird, und ist zuweillen die Ursache, wan man sie Vor augen
sihet, mithin gegenwärtig ist, Vill leichter zu ersehen und
zu erkenen, warumen man etwas außgebe, alß man
es öfters zu beschreiben in stand ist. Ihro Gnaden der
frau Mutter Küsse ich Unterthäningst die hände, Meinen
geschwestert empfehle mich samentlich. Es ist jetzt hier
alls Voll Von Soldaten sowohl alß officiers, wie auch
die werbungen gut Von statten gehen, wird demnach
in disen herzogthum alles zu einem frühen feldzug
Veranstaltet, dan Unser fürst um 2000 mann mehrer,
alß vor einen Jahr in das feld stellen wird, die 30000 Russen
wan sie an Rhein gehen solten, werden unfehlbar ihren
Marsch durch hiesiges land nehmen. Sonsten passiret hier gahr
nichts merkwürdiges. die Reitschule ist hier sehr gut, es sind
zwey bereuter, wovon beyde in gleichen Caracter, und nur der
unterscheid, das einer älter auff der schull ist, mithin den Vorzug
hat, sie geben beyden untereinander denen Scholaren lection,
haben auch eine cassa, eß seynd zwey hier, welche beyde Von
den Reuten profession machen wollen, einen lasset der fürst
lehrnen, der andere ist ein officiers sohn auß der Stadt. Es komm en
Täglich 48 pferd auff die schulle, die bereuter aber Reuten
auch nachmittag, und haben fast alle Tag, wan Keine schulle
ist, mit denen Campagnepferden zu Reuten, und die junge
auff der corde lauffen zu lassen, zu thun. die sämtlichen
pferd, so in denen hoffställen sind, erstreken sich über 350
Stück, das etiquette dises hoffes ist, wan der fürst ausfährt, müssen
ihme alzeit 10 züg folgen. Es ist auch ein fürstliches gestütt
in den unweit Von heer gelegen spesserwald, wovon mir die
pferd aber nicht sonderlich gefallen, und unter denen jungen sich
hier befindlichen, gefallen mir zehen am besten, so der fürst
Von den fürst liechtenstein gekauffet, die bescheller stehen à l’or-
dinaire hier, werden geritten, und zur beschellzeit hinunter geführt.
der schönste darunter ist ein fuchs, welcher von Murau auß dem
schwarzenburgischen gestütt ist, die andere obwohl spanier, und Eng-
länder gefallen mir nicht sonderlich. Endlich können Ihro Gnaden
vergewissert seyn, daß ich zeigen werde, das ich zu studiren, und mich
zu qualificiren ausgereist seye, wie auch, das daß außgelegte geld
zu Euer Gnaden Vätterlichen Ehre, mir aber zu Kindlichen Nuzen
seye angewendet worden, mithin mich zu hochen Väterlichen Gnaden empfehle
und ersterbe