33. Roma, 22. 2. 1738


Ihro Gnaden
Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Graff

Gnädiger herr Vater:

1Es ist leicht zu erachten, mir aber Unauβ-
sprechlich, mit was freuden ich gestern
in denen gnädiger zeillen Ihro Gnaden
der frau Mutter ersehen habe, wie das
Ihro May. der Kayser hochdieselbe zum
wirklichen Presidenten der I. Ö. hoff-
Cammer gnädigst ernannt habe. Noch
zu mehrer freud, und fast einiger Ver-
wunderung muβ mir anlaβ geben, das
Ihro Gnaden solche Würde ohne einiges



darlehen zu geben zu einer zeit überkom-
men haben, wo die erschöpffung des Kayl.
aerarij alzu bekannt ist, mehrer aber noch
die allerhand gedanken auf Mittel solches
widerumen in etwas zu füllen. Ich über-
gehe nun alle Frohlockungen, sondern lasse
die Natur selbsten reden, welche Clar dar-
tut/zeigt
, das nach Ihro Gnaden, selbsten beyder-
seits an diser freude Keiner mehr Theil
nehmen Könne, alß ich, stehet also mir
noch übrig, Ihro Gnaden zu diser Neuen
Ehrenstelle alles glük, Vergnügen, besonders
aber derselben lang zu genießen anzu-
wünschen, dises wird Verursachen hochdero-
selben, Volkommener wohlstand, welchen
Euer Gnaden zu Verleihen ich dem gütigen
himmel stets anruffe. Glüklich wurde ich
mich schäzen, wan auch ich bey diser ge-
legenheit etwas dazue beygetragen hätte,
da ich Gott besonders zu loretto um glüklichen



auβgang diser so wichtigen Sache ange-
flehet habe. Ich habe dise erfreuliche zeitung
dem graf Carl Trautmanstorff erinneret, welcher,
glaube ich, bey heutiger Post seinen glükwunsch
Ihro Gnaden überschiken wird. der Attimis,
welcher dem Cardinal lamberg das Birette
bringet ist Vor einiger zeit hier abgereyset,
und wird unfehlbahr durch gräz gehen,
bey welcher gelegenheit Er mir ein schreiben
an Ihro Gnaden anVerlanget hat, so ich
gnädig anzusehen hochdieselbe Bitte.
Wegen der weiteren Reyse werden Ihro Gnaden
auβ des hoffmeisters heutigen schreiben das
mehrere gnädig ersehen, indessen Kan
ich nicht unterlassen hochdenenselben in
Unterthänigkeit Vorzustellen die Ursachen,
welche Ihro Gnaden bewegen Könten mich länger
hier Verbleiben zu lassen, wozue worunter dan die
sprach die haubtsächlichste ist, in welcher
ich noch sehr Ville beschwehrlichkeit finde,
solche aber zu haben nach gemachten Plan



mir sehr wenige zeit übrige wäre. In
betrachtung des Tour über florenz, Genua,
Turin, Meyland und all´ascesa zu
Venedig zu seyn, müste ich Nothwendig die
Reyse nach Neapel in der fasten Vornehmen,
zu diser werden wenigstens 3 wochen erfor-
deret, und müste widerumen suchen, in
der H. wochen hier zu seyn, um nun die
fameusen Ceremonien recht zu sehen, ist selbe
woche mit denen Meistern nicht zu tun/machen,
Nach ostern aber wurde die weitere Reyse
UnVerzüglich mussen angetretten werden,
weilen doch auch der nöthige auffenthalt in
denen hierinnen betreffenden orten zu betrachten
ist. Allen Nachrichten zu folge wird das bey-
lager des Don Carlos anfangs Juni seyn, zu
disen machet man grosse zubereitungen, alß
ein festin im Meer, opera, feuerwerk, Triumph
Porten, wan ich also biβ dahin hier Verblieben
könnte, ich dan sowohl in der sprach alß anderen
sachen dise fasten hindurch nicht feiern wolte
und als dan nach Neapel zu gehen, und die
ascensa fahren lassen. Über welches alles ich dero
gnädige zeilen in Unterthänigkeit erwarte, und mich
zu Vätterlichen gnaden Unterthänig empfehle und ersterbe.

Unterthänigst Sohn
Atthembspropria