11. Praha, 25. 1. 1736


Ihro Gnaden
Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Graff

Gnädiger herr herr Vatter.

1Ich lebe getrösteter hoffnung, das sich sowohl Ihro
Gnaden beyderseits
in Vorigen wohlseyn, als auch
Mein bruder franz Antonerl wider hergestellet befinden
werde. Euer Gnaden der frau Mutter brieff habe ich
den 23.ten erhalten, und dero gnädigen willen des
Bals halber daraus ersehen, Vor welche gnädige er-
laubnus ich mich Untertänigst bedanke, die



wochen zwey mahl. Übermorgen wird man
hier einer frau Rittersstandes, deren Namen mir
jetzt unmöglich beyfallet, den Kopff abschlagen, weil
sie ihren Mann um das leben bringen lassen,
Sie hat um gnad bey hoff angehalten, und auf
dises ist ihr es, das erstemahl blat abgeschlagen
worden, jetzt aber die hand geschenket worden, so auch
hätte abegehauen werden sollen, der Kopff aber solte
doch herunter; wie ich höre, bauet man schon die



bühne auf dem schlosß dazue. disen augenblick
gehet bagage deren Russen durch mit Villen zügen,
und Reitpferden, es marchiret auch ein compagnie
Von hiesiger garnison Von dem parade Plaz, glaube
also, um denen Russen in das gewehr zu stehen. der
beruffene Monti, so in Pohlnisch Preussen gefangen
gewesen, solte übermorgen alß französischer ge-
sandter nach Wienn hier passiren. gleich
disen augenblick Kommet die Russische garde



zu pferd, sie haben blaue grenadiers hauben
mit Vergoldeten schildtern, die Vess Vesten, und
aufschläg seynd Roth, die Röcke blaue, die Kara-
biner
rein gelb, und die pferd alle schimel,
so ein rechte grosse parade machet. die Post
gehet gleich jetzt ab, sonsten Trt wolte ich die
Russische Truppen, selbsten erwarten. Hiemit dero
beyderseitige hände Küssend mich zu hochen
Gnaden empfehlend ersterbe

Euer Gnaden
Meines gnädigen herrn Vattern
Unterthänigst Sohn
IgantiusGraffVonAtthembsPropria