27. Brussel, 14. 7. 1737


Ihro Gnaden
Hoch und Wohlgebohrner Reichs Graff

Gnädiger herr herr Vatter.

1die gegen hochdieselbe hegende Kindliche schul-
digkeit und pflichte will, das, da Ihro Gnaden
hocher geburthsTag Bereits annahet, ich hochdem-
selben bey solcher gelegenheit alles glük, Wohl-
seyn, und Vergnügen Von dem gütigen himmel
in Unterthänigkeit anwünsche und Bitte, das
Ihro Gnaden mich fehrershin in Vätterlichen
hochen Gnaden behalten wollen. Indessen
Verhoffe Ihro Gnaden die frau Mutter, welcher ich
Unterthänigst die hände Küsse, wird Mein schreiben
auß Lille empfangen haben. Von dannen giengen



wir den 8.ten nach Tournay, da sahen wir das
citadelle, so sehr befestiget ist, und dabey passable
unterhalten, man wolte unß alle Minen
zeigen, so Vor dem lezten Krieg schon gemacht
gewesen, allein es ware zu lang. Nachmittags
sahen wir eine magnifique Kirch, zu der Abtey
S. Martin
gehörig, der Chor ist Völlig Von Marmor,
wie auch der Altar, alle Zierrate Von Kupffer
in feuer Vergoldet, alle pfeiler mit Marmor Ver-
kleidet, das pflaster besonders schön Von farben,
die Stoccatur arbeit Vill Vergoldet, und die
Statuen solten alle Von Genueser Marmor Kommen.
Es ist eine barriere Vestung, mithin hat sie hol-
ländische Garnison. den 9.ten giengen wir auf Mittag
nach Ath, da ist das gouvernement Von General Wurmbrand,
Er ware nicht da und sein Sohn, so Obrist lieutenant
Von Regiment ist, ware auch hieher gekommen, um
seine frau Mutter zu empfangen, so den 10.ten abends
Von Wienn angekommen. Zu Ath ist nichts zu sehen,
alß die Vestungs werker, so aber auß guter Wirt-
schaft
meistens Verfalletn. Abends Kammen wir auf



Enghien, so dem herzog Von Ahrnnberg gehöret,
wan das schlosß außgebauet wird, wie das dessein
ist, und ein flügel schon da stehet, so wird es eines
deren schönsten, so man hierumen sihet. der garten
ist groß und hat etlich schöne Stücke, wie auch schöne
bassins, und canaux. die herzogin, der Prinz August
Von Baden
und seine frau seynd alle da. dem
10.ten waren wir hier, da ware Gala Tag wegen dem
NahmensTag der verwitweten Kayserin und der
Churfürstin in P Bayern. Von ankunfft des
graff harrach ist widerumen still, und Von der
abreyse der Erzherzogin weiß man auch noch nichts
gewisses. Morgen gehe ich auf löven. dem Tour
nach Namur, lüttich, Aachen, Mastricht gedenket
der hofmeister gar außzulassen, weilen Er Vill Tag
wegnähme, zudeme gehen Ville leute von hier auf
Aachen in das bad, bey denen ich mich aufhalten
müste, dan sie mich schon eingeladen haben,
wan ich dahin Kommen solte. Übermorgen solte ich



mit dem obrist lieutenant Wurmbrand nach
Mons und Von dar auf Ath hirschen zu schiessen
weil ich aber Mons auf der Reyse nach Paris
sehe, und zu Ath mich auch etliche Täge auf-
halten
müste, so bleibe ich hier. Übrigens werde
ich erster Tagen Meine Reyse nach Paris dem
überschikten Plan nach antretten. Sobald ich
alda ankommen werde, soll ich nicht ermanglen
Ihro Gnaden Meiner schuldigkeit gemäß solches
zuberichten. der General, bey dem ich heut gespeiset
habe, empfehlet sich, samt Ihr, Ihro Gnaden beyder-
seits. Nun will ich schliessen, Ihro Gnaden die hände
Küssen, und mich zu Vätterlichen Gnaden Unter-
thänigst empfehlen, der ich ersterbe

Euer Gnaden
Meines Gnädigen herrn Vatters
Unterthanigster Sohn
IgnatiGraffVonAtthembsPropria

1Meinen lieben geschwestert
absonderlich Meinen franz
Antonerl
empfehle ich mich.