1Zweiffle nicht, es wird Mein den 10.ten dises aus Maynz abgelassenes
schreiben zu dero gnädigen handen gekomen seyn, auch selbes
Ihro Gnaden beyderseits in Volkomener gesundheit angetrof-
fen haben. Weis nicht, ob ich Ihro Gnaden berichtet habe, das, alß ich
leztens bey den obrist lentulus im Lager gespeiset habe, sie mit
der obristin von Prinz Eugenischen Regiment gräffin Von
linden in die favorita fahren wollen, und alß sie etlich
hundert schritt hinter dem anderten Treffen waren, fuhre der
Kutscher über einen stein, und warf sie um, wobey die
obrist lentulusin in das glaß gefallen und sich nebst Ver-
stosßung des Creuzes die haut Von dem rechten aug biß über
den scheitel biß auf die Hirnschale zerschnitten hat, man zoge
sie gleich heraus, und der hoffmeister bande ihr mit halsTuchern
den Kopff zusammen, dan wir eben nachfuhren. der lentulus,
der linden, ein obristlieutenant Von Preussen, dan eine General
Von Hannoverischen Ritten nach, und Kammen auch alsogleich
sie zu laben. Er der lentulus ware dabey ganz Pathetisch, redete
wenig, und schikete alsogleich die ordonance zurück in das laager
um den Regiments feldscherer, welcher gleich Kamme, sie in Meinen
wagen setzte, dan sie mit ihren nicht mehr fahren wolte, und
zuhaus liesße er den Verband, wie ihn der hoffmeister gemacht
hat, sie Vergosse dabey über ein maaß blut, das gll glük ware, das
6 pferd gewesen, dan mit zweyen hätten sie Können geschleift werden,
das anderte glük ware, das der wagen nicht um ein Spann(e) weiter auf die
seiten gefallen, dan als dan wäre es in einen weingarten zwey mann
hoch hinunter gegangen, wo sie beyde Von auf denen pfählen denen wären aufge-
spießt worden, zwey Lakaien und der gutscher seynd dannoch hinunter ge-
flogen, wovon einer auf den Kopff gefallen, hat sich doch Keiner et-
was gethan. die graff lindin hat nichts alß etwelche blaue fl fleck dauon
getragen, doch unter der lentulusin sehr geschryen. Die lentulusin
ware drey Tag recht schlecht, hat auch ein wundfieber gehabt, jetzt doch
stehet sie schon auff, ich ware bey ihr mich zu beurlauben, der feldscherer
curiret sie, ohne das man ihr Vill ankennen wird. Er hat mir seine pferd
in das laager zu reiten gegeben, und das so offt, alß ich wolte. Ich muste den
Churfürsten das ganze unglük in der favorita erzehlen. den 13.ten Früh
fuhre der Churfürst das laager zu besehen, die suite bestunde in 20 zug
einer menge andrer wägen, dan der ganzen Generalität zu pferd.
die Truppen rückten Vor die zelter Völlig montirter hervor, jedoch die
Cavallerie nur zu fuß, die Regiments wachten rühreten das spill,
und jedes seine feldmusique, die cuirassiers Trompeter standen doch
nur in der parade, die chefs stunden alle Vor ihren Regimenten
es ware recht schön zu sehen, doch die passage des Rheins ware
noch Vill schöner. Nach den essen reisete ich nach Manheim ab,
nachdeme ich zuvor Von bey den Churfürsten eine sehr gnädige
Urlaub audience hatte. Im wegfahren sahe ich die Preussische
Schiffbrücke, so blech, nicht Kupfer ist, das schiff ul ist doppelt Von blech,
span hoch ist es durchaus hohl, der hinter und Vorder Theil seynd ab-
geschnitten, ober dem an den Ranft/Rand hat es Vier löcher, wo sich der
wind hinein schlaget, und dadurch das schiff ober den wasser hält,
die bretter seynd gleich geschnitten, so darauff ligen, deren schiffen seynd
40, jedes wird auff einen Karren mit Von zweyen rädern mit seinen
brettern geführet, es ist Preussische wache darauff, jetzt ist sie über den
Rhein Mayn geschlagen. Abends Kame ich zu darmstatt an, der Erb Prinz rei-
sete des anderten Tags in die Wetterau auf ein jagen, ich sahe seine
ganze Jägerey, dan seine pferd, so etwas extra seynd, unter anderen
waren zwey züg schimmel, jeder Von 7 Stück, einer ist Von hengsten, der
andere Von stutten, alle 14 aber schneeweis, und ang auch an schön-
heit augengleich, zwahr nicht sonderlich groß, haben doch sehr Vill
feuer, was die Rärität ist, dabey ist, so seynd alle 14 Von einen
bescheller, und nur Von 7 biß 8 jahr, der hengst ware ein dähn, ich sahe
sie eingespanter. die andere pferd ware auch alle recht etwas besonders
meistens Mohrenköpff, und fast alle englisiert. durch das darmstättische
ist sehr angenehm zu reisen, dan man durch lauter wälder fährt, so
wegen der par force jagden allée weiß durchgehauen seynd.
Ade Abends Kammen wir zu Manheim an, und gleich vor uns die
Duchesse de Bouillon, sie ist eine gebohrene Sobieskin, und nièce
von Churfürsten, sie logirt bey hoff, und gehet nach etlichen Tägen nach
Pohlen zu ihren H. Vattern, wie man sagt, so lebet sie mit ihren Duc
nicht, sie hatte zuvor seinen bruder, so sie zu heiraten Von Paris
nach Straßburg Post geritten, sich aber dabey so erhizet, das Er 5 Tag
darauff gestorben, ihren ist herrn ist Voriges jahr die bagage Von
unseren Hussarn weggenohmen worden. dönnerstag war speisete
der Churfürst offentlich mit allen Prin 3 Prinzessinen, und dem herzog
Von Sulzbach, nachmittag ware Comedie in der statt, und abends bey
hoff souper, und Ball, wo wir stark getanzet haben. den 21ten. ginge
die Duchesse nach Pohlen ab, der Churfürst speisete alzeit offentlich, alle
Tag ware Comoedie, und zweymahl noch Ball bey hoff, der Churfürst ein
herr von 74 Jahren Tanzete mit seiner nièce, so er sehr liebet, eine me-
nuet. Französiche officiers waren schon zu 26. da, unter anderen der
Comte de Saxe, Prince de Common. Von uns Komen nicht so viele,
Von 4 Tagen waren doch die 3 Prinzen Von Hessen, und der fürst Von
lichtenstein zu gleich hier. Als dan der General schmettau, onelli, schullen-
berg, und mehr andere. der adel hier kan die franzosen nicht leiden,
sie seynd darüber recht erbittert, lieben aber die Kayl. sehr. die
franzosen dürfen nicht über 16 Komen, jetzt aber hat der Churfürst
wegen der Duchesse dispensiret. die Kayl. haben Keine zahl gesezter. die
franzosen die seynd die meisten recht höfflich, es sahe artig auß, da die
grün, und weissen coccarden, alß in denen contre Tänzen, mit einan-
der herum Tanzten, der blondel ist noch hier. da nun der winter herana-
het, habe ich Ihro Gnaden wegen einer winter Kleidung Unterthänigst bitten
wollen, das staubfarbe, und blaulichte, so ich Von gräz mitgehabet, seynd mir
Völlig zu Klein, das ich Kleines mehr an den leib bringe, das schwarze aber,
so ich wegen den Todfahl des graff Trautmanstorff überkommen, ist auch so
schlecht, das ich es fast nimmer anlegen Kan, dan ich es Von anfang Xber, biß
halben Marz alle Tag an leib gehabt, bestehet mithin meine ganze win-
ter Kleidung in den galonirten Kleid, habe demnach für ordinaire, und
auf die Reise nichts anzulegen, mit hin bitten Ihro Gnaden wollen mir hiemit dero gnädige
résolution ertheilen, wie ich dan bitte mir die nothwendigkeit in gnaden zu
accordiren. Mithin mich zu hochen Vätherlichen gnaden empfehle, und ersterbe
1Ihro Gnaden der frau Mutter Küsse ich
die hände, werde nechstens schreiben. Meinen
geschwestert empfehle mich absonderlich
dem franz Antonerl, wie auch der Mater
Anna Josepha. Freude gibt es hier eine
quantität, der Churfürst sihet es gern, wan
Vill Kommen, ich speise Mittags und abends fast
alzeit bey hoff, wo alle abend gesellschafft, bin auch
etlichmahl bey des Chuf Churfürsten Taffel gesessen,
jetzt speiset er widerumen allein. Zweimal
die woche ist französische Comedie, wo ich gern hi-
nein gehe, man gibt aber 2 f., gehet mithin
mein Monatgeld bald darauf. der Adel ist hier
gegen die fremde besonders höfflich, habe auch schon
in der stadt gespeiset. Man sihet mit dem Fernrohr
Von der résidence das französische Hauptlager
etwelche Baitallons bataillons stehen nicht
weit Von hier. Vor 3 Tagen haben sie den hiesigen
hoff fischer ungeachtet der schönen Neutralität die
provision Von fischen auff 4 Tag weggenohmen,
wessentwegen der ganze hoff am Apostel abend
fleisch gegessen, habe nicht erfahren Können, ob
sie es geschikt haben, dan der blondel gleich geschriben hat.
den 1ten. october wird die armeé bey heidelberg ausrücken,
zukünftige woche gehe ich dahin. bitte mir gnädig zu
erinneren, wan Ihro Gnaden auf feistriz gehen, was die ades
adresse. Auf gegenwärtigen brieff wollen Ihro Gnaden
nacher Prag gnädig antworten.