1Erfreuet mich billich, das ich auß dem Von Ihro Gnaden der frau
Mutter an mich gnädig erlassenen schreiben Euer Gnaden beyder-
seitiges hoches wohlseyn ersehen habe, dessen fernere fortwehrung ich
Von dem grund meines herzen anwünsche. Übrigens habe ich mit freuden
vernommen, das meine sämtlichen geschwestert sich bey denen fleken wohl
befinden, wünsche nur, das der Kleine eben so gut überstehen möge, der
termin des haus Arrest wird wohl nicht so lang, alß bey den blattern seyn,
und sich mithin schon bald genediget haben, wan sich nur nicht eines allererst legt,
wan das andere schon Völlig gesund ist. Für das mir gnädig an-
geschaffte Kleid Küsse Ihro Gnaden in Unterthänigkeit die hände, es wird
selbes mit aller Wirtschaft gemacht werden. Unser fürst ist noch nicht
angekommen, dan ihme der zu gaybach Krank ligende Cardinal Schönborn
Sein herr bruder davon abgehalten hat, alß welchen Er verschiedene Visiten
gegeben, Künfftige woche aber ist es festgestellet, dan bey hoff schon alles ge-
richtet wird. Vor einigen Tagen habe ich die hiesige spalier fabrique besehen,
sie seynd auff die niderländische art gemacht, die spalier seynd Völlig Von
seiden, die sessel, Tisch, canapé, und andere Kleine sachen mehr aber mit
gold, und silber untermenget, es Kommen in die meisten zimmer Von der
résidence solche spalier, wie schon dan etwelche fertig seynd, es seynd lauter
Historien darauff, das Cabinet aber hat ein dessein, wie die an gewissen
außschneidbilder, so lauter zugwerk seynd, und in der mitten
ein feld haben, wo alzeit ein gott, alß Mars, Jupiter, Vulcanus, Nep-
tunus, und derer mehr auf postamenten stehen, der fond ist weiß,
es stehet extra schön absonderlich die bords seynd alle Von sehr guten
goût, die sessel, Tisch, etc. accordiren überall dazue, das mithin ein
jedwedes zimmer sein gleiche garnitur hat, der Meister, so sie machet
so das werk dirigirt, und die gesichter machet, ist lang in den Niederlanden
gewesen, die andere aber seynd 4 buben von hier, so alle noch lehrnen.
Wan alles zusammen Kommt, wie die résidence meublirt wird, wovon
doch in allen schon sehr vieles fertig ist, wird sie gewiß eine der magnifiqüe-
sten seyn. Weil nun die armée am Rhein beysammen stehet,
dises aber eines deren sehns würdigen dingen der welt ist, und wir so
wenig davon entfernet sind, alß habe ich Ihro Gnaden Unterthä-
nigst bitten wollen mir doch dise grosse gnad zu thun und solche besehen
dürfen zu gehen gnädigst zu erlauben, es ist eine sache, so wenig
gereißete cavaliers gesehen haben, und ich Villeicht die zeit mei-
nes lebens nicht mehr die gelegenheit haben werde zu sehen, wie, wan,
und auff waß art solches anzustellen seye, hat der hoffmeister in seine
an Vorigen PostTag V abgelassenen schreiben Ihro Gnaden schon Unterthänigst
Vorgestellet haben, hoffe gänzlich Ihro Gnaden werden mir dise hoche
gnade nicht abschlagen, sondern die armée zu besehen gnädige
erlaubnus erteilen, vor welches Ihro Gnaden Unterthänigstens die
hände Küssen werde. die armée ist jetzt 82000 mann stark, und
stehet noch in der gegend bruchsall. Von der zu Maynz übel angesponenen, doch
aber glüklich entdekten conspiration, werde ich Ihro Gnaden, sobald ich
die particularitäten bekommen werde, selbe alsogleich überschreiben, Mich also zu hoche
Vätterlichen gnaden beyderseits die hände Küssend empfehle, und ersterbe