34. Trieste, 5. 10. 1738


Ihro Gnaden
Hoch- und Wohlgebohrner Reichs Graff

Gnädiger herr herr Vatter.

1Ich habe Meine Reyse in gesellschafft des graff Win-
dischgräz
den 18.ten 7bris glüklich von Mantua nach
Padua
fortgesezet, alwo wir den 20.ten Früh angekom-
men seynd. Selben abend besahe ich noch die Kirche
des H. Antoni
, H. Justinae, und etliche andere,
dan dem berühmten grossen Saal, welcher alzeit
für eines deren besten Gebäude in Europa passiren
Kan. Sontag, alß den 21.ten Früh Verrichteten
wir unsere andacht bey dem H. Antoni und giengen
als dan gegen Mittag in einen bucintoro nach
Venedig ab. Während dem/Auf dem weeg haben wir dem garten
des Doge Pisani, besehen, welcher fast Königlich ist,



und wir ihn nicht genug bewundern konnten.
Abends Kammen wir endlich zu Venedig an, ich
hatte das MiβVergnügen, Venedig in einer zeit
zusehen, zu welcher es am allertraurigsten
ist. Ich habe also Mein zeit mit lauter herumlauf-
fen zugebracht, und sehr Ville Kirchen besehen.
die spiegel fabrique zu Murano ware auch ge-
schlossen, und zündet man erst den 1. 8bre das
feuer an. die Künfftige opera wird besonders
Prächtig seyn, welche betitelt wird: Olympiade:
die musique ist Von Sassone, es wird singen
die Faustina, die Barquerolla, ihr Mann
der Babbi und Monticelli. Wir waren Völlig
bereit dem 25.ten abends mit einen Schiff, welches
man trebacula heisset, hieher nach Triest zu
gehen, allein der wind ware unβ sehr zu
gegen. den 26.ten giengen wir auf das schiff
schlaffen in hoffnung, der wind werde sich bey



der Nacht änderen, Welches wir dan auch dem
27.ten abends Thatten, allein wir Kammen in
disen zwei Tagen nur biβ auf lido, und
dem 28.ten giengen wir widerumen Vor die
Stadt mit unseren schiff ligen. Wir selbsten
giengen auch in die Stadt schlafen. dem
28.ten und 29.ten hörten wir die Trefflichen
musique alla pietà und ai incurabili, in
welchen zweyen Kirchen ich fast den ganzen
Tag zu gebracht haben. den 30.ten abends giengen
wir widerumen auf das schiff und des Früh
zeigte sich der wind sehr günstig, blibe auch
den ganzen 1.ten dises also, allein des Nachts
erhoben sich drey Ungewitter nach einander,
mit hefftigen Regen, und wind, welcher lezterer
unβ doch alzeit Vortheilhafft ware. des 2.ten Nach-
mittags landeten wir zu Capo d’Istria an,
alwo wir bey dem provveditore endlich die er-
laubnuβ auβbrachten, mit dem Venetianischen



schiff hieher zu gehen. Er gabe unβ einen
fante in ganzer besonderer Kleydung, und
einen Extra Mateloten mit gegeben, welcher
erstere die obsorg hatte, die leute zu Verhinderen mit
denen Triestinern einige gemeinschafft zu haben,
und der anderte, damit das schiffe nicht im Port
einlauffe, sondern an einen ort an der seite
anlande. Wir luffen dem 3.ten Früh zu capo d´Is-
tria
, und gegen abend musten wir wider zurück, nach-
deme wir fast schon hier zu Triest gewesen seynd.
dem 4.ten Nachts giengen wir mit guten wind ab
und heut Früh waren wir hier im hafen. Ich
habe heut alles besehen und auch alles recht
misérable angetroffen. der jetzige Hauptmann
Baron de fin ist nicht hier. Morgen Früh gehen
wir nach görz ab, und Verhoffe also ehestens
die gnade zu haben, Ihro Gnaden beyderseits die
hände zu Küssen, der ich mich hochdenenselben zu
Vätterlichen hochen gnaden Unterthänigst empfehle,
der ich ersterbe

Euer Gnaden

Meines gnädigen herrn Vatter
Untherthänigst gehorsamster
Sohn
IgnatiGraffVonAtthembspropria